Welttierschutzgesellschaft: Tierschutzlabels können politischen Gestaltungsmangel nicht ausgleichen
Welttierschutzgesellschaft – Politik, Einzelhandel und Verbände versuchen über die gemeinsame Entwicklung von verschiedenen Labels mehr Tierschutz in die Ställe zu bringen. Erstmalig werden durch das Label des Deutschen Tierschutzbundes nun auch Milchprodukte berücksichtigt. Die Welttierschutzgesellschaft begrüßt, dass dadurch konkrete Vorgaben für die konventionelle Milchkuhhaltung geschaffen werden, bekräftigt jedoch gleichzeitig ihre Forderung an die Politik, zum Schutz aller Milchkühe eine Haltungsverordnung einzuführen.
In vielen deutschen Ställen können Tiere ihr arttypisches Verhalten nicht ausleben, und die Zucht auf Hochleistung führt oftmals zu Erkrankungen und frühen Schlachtungen. Mithilfe von freiwilligen Labels soll nun das Tierwohl verbessert werden und Verbraucher die Möglichkeit erhalten, sich bewusst für mehr Tierschutz entscheiden zu können.
Ein freiwilliges Label für mehr Tierschutz in der Milchwirtschaft
Bisher stand bei den verschiedenen Labels stets die Fleischproduktion im Mittelpunkt. Durch die aktuelle Ausweitung des Labels „Für mehr Tierschutz“ des Deutschen Tierschutzbundes auf Milchkühe gibt es nun auch erstmalig ein tierschutzbezogenes Label für konventionelle Milchprodukte, das konkrete Anforderungen an die Haltung von Milchkühen stellt. Gerade die Premiumstufe des zweistufigen Labels, das den Auslauf im Freien sowohl über einen Laufhof als auch eine Weide vorschreibt sowie tierbezogene Indikatoren zur Verbesserung der Tiergesundheit einbezieht, wird von der Welttierschutzgesellschaft als positiv bewertet.
Doch wie geht es den Milchkühen, deren Landwirte keine Zertifizierung anstreben? Ihr Wohl hängt weiterhin von der Gunst und dem Wissen des Halters sowie der Marktlage ab. Denn eine gesetzliche und für alle verbindliche Haltungsverordnung mit Mindeststandards für die Haltung der 4,3 Millionen Milchkühe gibt es bislang nicht. Landwirte dürfen Kühe noch immer ganzjährig im Stall anbinden. Immer weniger Kühe haben Zugang zu einer Weide. Die Zucht auf Hochleistung zehrt an den Kräften der Tiere und macht sie anfällig für Krankheiten.
Fehlende gesetzliche Mindeststandards für Milchkühe
Hier manifestiert sich das Problem der freiwilligen Labels: Selbst, wenn gut durchdachte Kriterien vorliegen, die von den zertifizierten Landwirten vorbildlich umgesetzt und von einer unabhängigen Stelle kontrolliert werden, so kommt dies immer nur einem Teil der Tiere zugute. Die Haltungsbedingungen des Großteils der Tiere bleiben davon unberührt. Folglich bleibt Tierschutz für den Verbraucher immer nur eine Option. Damit der Kauf von Produkten aus nicht tiergerechter Haltung nicht mehr zur Wahl steht, muss die Politik verbindliche Regelungen schaffen und die Haltungsbedingungen für alle Tiere verbessern.
Die Welttierschutzgesellschaft weist im Rahmen der KUH+DU Kampagne auf die problematischen Lebensbedingungen der 4,3 Millionen Milchkühe in Deutschland hin und fordert von der Politik eine gesetzliche Verordnung, die Mindeststandards für die Milchkuhhaltung festlegt. Die Berliner Tierschutzorganisation hat bereits im Jahr 2015 gemeinsam mit dem Fachlichen Beirat der Kampagne, bestehend aus wissenschaftlichen Experten, Tiermedizinern und Landwirten, einen entsprechenden Entwurf dazu erstellt, der u. a. den verpflichtenden Auslauf im Freien, ein Verbot der ganzjährigen Anbindehaltung, einen Sachkundenachweis für Landwirte sowie den Einsatz tierbezogener Indikatoren beinhaltet.
Über Welttierschutzgesellschaft e.V.
Die Welttierschutzgesellschaft ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin. Die Organisation unterstützt Tierschutzprojekte, die die nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen von Haus-, Nutz- und Wildtieren zum Ziel haben. Die Tierschutzarbeit wird mit Bildungsangeboten und politischer Kampagnenarbeit flankiert, um bei den Menschen eine Veränderung des Denkens und Handelns zu bewirken.
www.welttierschutz.org
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Herausgeber: Welttierschutzgesellschaft e.V.